Lauterbach, 30.08.2012
Neue Schutzkleidung für Lauterbachs Atemschutzgeräteträger
Die Lauterbacher Feuerwehr führt derzeit für ihre rund 85 Einsatzkräfte mit gültiger Atemschutztauglichkeit eine neue Feuerwehr-Schutzkleidung ein. Ins Auge fällt sie zunächst nicht, da die Grundfarbe in blau geblieben ist. Wichtiger aber als das optische Erscheinungsbild sind der verbesserte Schutz für die Feuerwehrleute und der erhöhte Tragekomfort, den die neue Schutzkleidung bietet.
Neuer Materialaufbau für mehr Schutz und Komfort. Eine große und häufige Gefahr für Feuerwehrleute im Brandeinsatz ist die direkte Beflammung, aber vor allem auch die Hitzestrahlung. Wenn die Energie der Hitze durch das Material der Schutzbekleidung schlägt, kann das zu Verbrennungen am Körper führen. Eine gute Thermoisolation kann diesen Vorgang entscheidend verzögern. Die neue Schutzbekleidung bietet deutlich mehr Schutz und Komfort, als durch die europäische Norm EN 469 gefordert.
• 70% höheren Schutz bei direktem Flammkontakt
• 60% höheren Schutz vor Hitzestrahlung
• 40% bessere Atmungsaktivität
• 100% Wasserdichtigkeit durch GORE-TEX® Membrane
Der Materialaufbau des Stoffs besteht aus einer Kombination von 4 Lagen:
Oberstoff, Zwischenlage, Membrane und Futter. Was bedeutet das in der Praxis für den Feuerwehrmann? Entscheidende Sekunden mehr, die er hat um sich und andere in Sicherheit zu bringen. Sicherheit hat höchste Priorität. Aber auch Schnitt und Funktionalität der neuen Anzüge wurden optimiert, dabei wurde besonderes Augenmerk auf Ergonomie und Atmungsaktivität gelegt.
Der neue Schnitt der Jacken und Hosen des österreichischen Herstellers Texport ist den typischen Bewegungen im Einsatz angepasst und ermöglicht mehr Bewegungsfreiheit. Knie- und Ellbogenpartien sind zusätzlich gepolstert. Rücken- und Schulterpartien sind beim neuen Modell mit dem „Air Blocker System“ ausgestattet. Dieses Verarbeitungsdetail bietet zum einen eine zusätzliche Polsterung, vor allem aber auch eine verbesserte und permanente Isolierung unter den Gurten der Atemschutzgeräte bei gleichbleibender Atmungsaktivität.
Die neuen Einsatzjacken sind kürzer als die bisher verwendeten Schutzjacken. Die neuen Einsatzhosen sind nicht mehr als Latzhose ausgeführt, sondern lassen sich mit verstell-, abnehm- und austauschbaren Hosenträgern bequem an die Tragebedürfnisse anpassen. Der neue Schnitt führt auch zu einer spürbaren Gewichtsreduzierung und vermeidet Doppelisolierungen am Oberkörper. Allein die Jacken sind rund 20 Prozent leichter als die bisherigen „Mäntel“.
Die neuen Anzüge wurden mit großflächigen, gelb fluoreszierenden und silber-reflektierenden Streifen versehen. Diese Applikationen erlauben es, die Schutzanzüge auch ohne Warnweste im Straßenverkehr zu tragen. Selbstverständlich erfüllt die neue Schutzkleidung die geltenden Normen.
Aber nicht nur der Schutzanzug wurde neu beschafft, sondern auch der Feuerschutzhandschuh wurde erneuert. Die Atemschutzgeräteträger äußerten sich bei Einsätzen immer wieder, dass das Ausziehen des Feuerschutzhandschuhs im Einsatz nicht möglich sei. Das Innenmaterial wird nach kurzer Tragezeit feucht und zieht sich beim Ausziehen mit nach außen. Der Handschuh ist quasi umgestülpt. Diesen unter Einsatzbedingungen wieder anzuziehen ist sehr aufwändig und es geht erhebliche Zeit verloren.
Ein Teil der Atemschutzgeräteträger mit der neuen Schutzbekleidung
Vorderansicht der neuen Schutzbekleidung Rückansicht der neuen Schutzbekleidung
Anzüge wurden Intensiv erprobt
Der Beschaffung ging seit Februar 2009 ein intensiver Trageversuch voraus. 3 Einsatzkräfte der Feuerwache Mitte (alle drei sind Atemschutzgerätewarte) wurden mit neuer Schutzkleidung eingekleidet und testeten diese bei Einsätzen, im Übungsdienst und unter besonderen Bedingungen, wie z.B. in der Heiß-Brand-Übungsanlage.
Für die neue „schwere“ Schutzkleidung wurde im Winter 2010/2011 die Beschaffung von 85 Garnituren eingeleitet. Ursprünglich sollte die Beschaffung über drei Jahre gestreckt werden. Während den Gesprächen zum Doppelhaushalt 2010/2011 konnte mit der Unterstützung von Bürgermeister Vollmöller und der Stadtverordnetenversammlung die Umsetzung in zwei Jahren bis Ende 2011 für alle Einsatzkräfte realisiert werden.
Nach der Lieferung wurde die Bekleidung der Kleiderkammer übergeben. Für die zentrale Kleiderkammer zeigt sich die Löschgruppe Maar verantwortlich. Die Inventarisierung der Bekleidung erfolgte von Jens Lerch, Florian Höhl, Andreas Wahl, Marco Simon und Martin Kreis. Es war viel Arbeit, jedes Kleidungsstück zu inventarisieren, das nun eine einmalige Identifikationsnummer und den Namen des Atemschutzgeräteträgers trägt. Die Ausgabe erfolgte nun im Sommer 2012 nach dem alle Arbeiten ehrenamtlich abgeschlossen waren.
Zitat:
″Bleibt zu hoffen, dass der Schutz bei künftigen Einsätzen immer ausreicht, dass alle Einsatzkräfte unversehrt nach dem Einsatz nach Hause kommen. Bürgermeister und Parlament haben ihr Möglichstes getan“.